Was bedeutet eigentlich genau „Digitalisierung“ und welchen Einfluss hat sie?

Der Begriff „Digitalisierung“ ist für viele immer noch ein schwer greifbarer Begriff, da er mittlerweile für vieles „herhalten“ muss.
Der Ursprung des Begriffs „Digitalisierung“ als solches stammt vom englischen Begriff „digit“, welches „Ziffer“ bedeutet. (Anmerkung: Der lateinische Ursprung des Wortes „digitus“ was mit „Finger“/“Zehe“ übersetzt wird, hilft, neben der englischen Wortherkunft, bei der Definition des Wortes Digitalisierung nicht wirklich weiter.)

Grundsätzlich wurde unter Digitalisierung in der Vergangenheit immer das Umwandeln von analogen Werten in digitale Werte/Formate und das anschließende Verarbeiten und Speichern in einem entsprechenden Medium verstanden. Dies entspricht auch der Herkunft der englischen Begriffsdefinition des Wortes „digit“. Man wandelt analoge Werte in die digitalen Werte, die Signale „1“ und „0“ um.
Heute hat der Begriff „Digitalisierung“ aber eine viel breitere Bedeutung erhalten, dazu später mehr. Aber allein schon diese Technologieänderung von analogen zu digitalen Werten hat den Boden für eine Reihe von Produktinnovationen und Geschäftsmodellinnovationen bereitet und bringt auch heute noch ständig neue Innovationen hervor.

Diese Veränderungen können sehr schön an folgenden „digitalisierten“ Consumer-Produkten verdeutlicht werden, deren Entwicklung immer noch weiter voranschreitet:

  • Kleinbildkamera –> Digitalkamera –> Handykamera mit 4-fach Objektiv und Smile-Funktion (Erkennen des Lächelns von Personen) durch KI (Künstliche Intelligenz) und vielen weiteren Software-Funktionen
  • Videorecorder –> DVD-Recorder –> Smart-TV mit Aufnahme- und Streaming-Funktion und Sprachbedienung und vielen weiteren Funktionen
  • Walkman –> Discman –> MP3-Player –> Streamingdienst mit Flatrate und Zugriff von jedem beliebigen internetfähigen Gerät

Viele herstellenden Unternehmen dieser „ausgedienten“ Produkte sind damit in eine Krise geraten, z.B. Hersteller von Walkmans, Musik-Kassetten, Video-Kassetten, CD-ROMs, Filmvorführgeräten, Diaprojektoren, etc. Die Auswirkungen sind größer als es auf den ersten Blick erscheint. Und nicht nur die Hersteller dieser Produkte, sondern auch deren zuliefernde Unternehmen sind dadurch in eine substanzielle Krise geraten.

Durch die Digitalisierung der Medien Ton (Sprache/Musik) und Bild (Fotos/Videos) sind nicht nur neue Gerätegenerationen mit neuen Möglichkeiten (Miniaturisierung der Geräte; alterungsbeständige Sprach-, Bild- und Tonqualität; schnellere Kopiergeschwindigkeiten; unzählige, einfache Bearbeitungsmöglichkeiten; etc.) entstanden, sondern auch, wie sich der Vertrieb dieser Medien über Internetplattformen wie iTunes, Amazon, etc. (Verkauf einzelner Songs statt Alben, jederzeitige Verfügbarkeit auf mehreren Geräten, etc.) komplett gewandelt hat.
Daneben sind auch etliche neue Geschäftsmodelle entstanden, z.B. dass man für eine monatliche Gebühr den unbegrenzten Zugriff auf viele Millionen Songs erhält. Durch diese Abo-Modelle wird ein permanenter und stabilerer Umsatz für die Anbieter generiert als durch den einmaligen Verkauf eines Produkts.

All dies war in diesem Stil mit den analogen Daten/Geräten so nicht möglich!

Die Veränderungen durch die Digitalisierung wirken sich bereits auf viele Bereiche unseres Lebens aus

Und auch Postkarten werden nicht mehr geschrieben, stattdessen schreiben wir auf unserem Smartphone WhatsApp-Nachrichten und senden direkt ein Foto mit. Die Nachricht und die Fotos sind sogar nach wenigen Sekunden nach Versand bereits unmittelbar lesbar und nicht erst nach mehrtägigem Versand per Post.

Auch wird heute keiner mehr seine Urlaubsfotos beim heimischen Dia-Abend vorführen, sondern sie in seinem sozialen Netzwerk teilen oder zumindest seinen Freunden auf dem Smartphone zeigen. Meist werden die Fotos direkt schon während des Urlaubs geteilt, so dass Freunde bereits alles während des Urlaubs, sozusagen live zu sehen bekommen.

Auch auf dem Heimweg aus dem Urlaub nutzt man keinen Straßenatlas mehr, sondern das fahrzeuginterne Navigationssystem mit Stauumfahrung und Hinweis auf die nächste Tankstelle. Gibt es ein solches nicht im Auto, nehmen wir einfach unser Smartphone in die Hand, welches gleiche Funktionalität aufweist und meist auch noch mehr kann, durch den Einsatz von zusätzlichen Apps.

Für Häuser und Wohnungen kommen Smart Homes immer mehr in Mode und lassen uns von überall auf der Welt wissen wie viel Grad Celsius es gerade in unserem Wohnzimmer ist, wer gerade an der Tür geklingelt hat (und dem wir dann direkt per Smartphone auf die Rücksprechanlage antworten, dass wir gerade nicht zu Hause sind) und prüfen, ob wir auch den Herd ausgeschaltet haben.

Vieles ist durch die Digitalisierung und deren Signalübertragung per Funk im Wandel und wird auch weiterhin unser Leben verändern.

Dies sind alles Beispiele der Konsumgüterindustrie. Doch wird es diesen Trend und Wandel so auch in der Investitionsgüterindustrie geben? Wir sagen: Ja, definitiv ja, aber in abgewandelter Form.

Auch in der industriellen Umgebung hat sich die Digitalisierung bereits als Zukunfts-Treiber etabliert

Der momentane Schwerpunkt der Digitalisierung im industriellen Umfeld liegt in der Vernetzung von neuen, „intelligenteren“ Maschinen. Erstens um die Maschinen untereinander „orchestrieren“ zu können und zweitens, um den Zustand der Maschinen permanent überwachen zu können und bei Bedarf per Fernwartung eingreifen zu können.

Dazu werden im Idealfall universelle Protokolle und Übertragungswege benötigt, oder zum Anfang zumindest Protokoll-Übersetzer. Zudem werden diese Produkte mit vom Unternehmensnetz unabhängigen Kommunikationskanälen ausgestattet, damit diese Produkte Daten sammeln und somit dem Hersteller neue Informationen über ihre Produkte und ihre Nutzung verschaffen.

Dies zeigt auch deutlich, dass neben der „Digitalisierung“, das Thema Vernetzung/Kommunikation und Daten-Aggregierung weitere sehr wichtige Unterthemen sind, damit die neu generierten Daten überhaupt genutzt werden und das volle Potential entfalten können.

Bei dieser Kombination von neuen intelligenteren Produkten, in Kombination mit der vollständigen Vernetzung und den daraus entstehenden Möglichkeiten, sprechen wir von „Industrie 4.0“.

Doch die Digitalisierung ermöglicht noch mehr als nur die „Industrie 4.0“.

Auch die Digitalisierung der Produkte und Dienstleistungen, sozusagen das „Produkt 4.0“, bietet viele Chancen, die es zu bergen gilt. Produkte mit neuer UX (user experience) durch neue UI (user interface), intelligenten KI (Künstliche Intelligenz) gestützten Funktionen, Fernbedienbarkeit und Fernwartung von überall, automatischer Meldung, bevor ein Defekt eintreten wird, automatischer Nachbestellung von Verschleißteilen, etc. Es gibt viele Möglichkeiten, ein Produkt auf eine neue Stufe zu heben.

Auch wenn Sie ihre Branche als nicht von der Digitalisierung betroffen ansehen, so kann es doch die Branche ihrer Kunden sein. Und wenn sie diese Branche als Hauptabsatzmarkt haben, dann bekommen sie sehr wahrscheinlich ebenfalls ein Problem. Die Digitalisierung verlangt daher eine permanente, breitere Beobachtung hinsichtlich Veränderungen in den Märkten, die Bezug zum eigenen Markt haben, als es früher der Fall war. Auch neue Technologien müssen genauer auf die Beeinflussung des eigenen und des Kunden-Marktes bewertet werden, um frühzeitig auf Veränderungen reagieren zu können. Bleiben sie nicht reaktiv, sondern seien sie proaktiv und bieten ihren Kunden neue digitalisierte Produkte und Dienstleitungen an. Wenn Sie erst einmal die ersten Projekte gestartet haben, werden Sie sehen, welche neuen Möglichkeiten sich durch die Digitalisierung ergeben.

Starten Sie am besten noch heute damit!

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